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Free Flight—ein neues Luftverkehrs-Kontrollsystem

HANS-GEORG MICHNA

Neue Ideen aus Amerika


Die Flugsicherung funktioniert bei Instrumentenflug (Blindflug) heute so, daß alle Flugzeuge über Sprechfunk vom Boden aus geleitet werden. Der Mindestabstand zwischen zwei Flugzeugen auf derselben Route ist zwei Minuten, Routen sind vertikal normalerweise in Abständen von 1.000 Fuß gestaffelt (Flight Level).

Damit der Air Traffic Controller am Boden die Übersicht behält, fliegen alle Flugzeuge auf fest vordefinierten Airways, aufgereiht wie Perlen auf einer Kette. Auch die Geschwindigkeit muß bei allen gleich sein. Überholen gibt es nicht, jedenfalls nicht innerhalb eines Flight Level. Gibt es von A nach B keinen direkten Airway oder ist dieser überfüllt, so werden Umwege geflogen.

Die meisten Flugzeuge haben ein kleines Signalgerät, einen „Transponder“, das auf einen abtastenden Radarstrahl mit einem kurzen Datensignal antwortet und die Kennung des Flugzeugs und seine Höhe zum Radargerät zurücksendet. Der Radarschirm am Boden zeigt diese Daten auf der „elektronischen Landkarte“ an.

Ist dieses System optimal? Vertreter der amerikanischen National Air Transportation Association und viele andere sagen nein. Bei dem von Jahr zu Jahr immer dichteren Flugverkehr ist dieses System sogar eine Gefahr. Es verläßt sich für die Übertragung kritischer Daten ganz auf Sprechfunk und zwingt die Flugzeuge in wenige feste Bahnen, was die Kollisionswahrscheinlichkeit zunächst einmal erhöht. Und es ist sehr teuer, weil ein flächendeckendes Bodensystem benötigt wird. Das Ende der klassischen Bodenkontrolle ist unvermeidbar und schon in Sicht.

Der neue Vorschlag heißt „Free Flight“, weil hier jedes Flugzeug frei nach seinen eigenen Wünschen fliegen kann. Die Kollisionsvermeidung wird von den Bordcomputern übernommen, in Zusammenarbeit mit dem Piloten. Technisch ist es eigentlich ganz einfach. Der Navigationscomputer jedes Flugzeugs sendet regelmäßig Kursdaten an alle anderen Flugzeuge in der Umgebung. Bei Kollisionsgefahr weichen sich die Flugzeuge nach festen Regeln gegenseitig aus.

Ein Vorteil dieses Systems wäre schon einmal, daß es viel weniger Kollisionskurse geben würde, weil die Flugzeuge sich viel gleichmäßiger im Luftraum verteilen könnten. Das System würde außer in Flughafennähe nur selten in Aktion treten müssen. Aber es gäbe noch andere Vorteile:

Allerdings würden am Ende auch die Controller selber entfallen. Vielleicht kann man ja die Übergangsphase so einrichten, daß Flugzeuge immer gerade dann auf Free Flight umgerüstet werden, wenn „ihr“ Controller in Rente geht.

(Der Nachdruck dieses Artikels ist allgemein gestattet, wenn der Text vollständig und unverändert bleibt.)


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